Mit dem Ohr auf der Schiene
Wir testen Nachtzüge
Wir sind das Portal für Reisen mit Nachtzügen und machen uns ein eigenes Bild von der Reise mit den verschiedenen Anbietern. In dieser Ausgabe testen wir den Alpen-Sylt Nachtexpress.
Anbieter & Strecke:
Unsere Fahrt am Sonntag, den 05.09. ging mit dem Anbieter Alpen-Sylt Nachtexpress vom Hamburger Hauptbahnhof nach Salzburg in Österreich. Abfahrt in Hamburg war um 23:45 Uhr und der Zug kam pünktlich auf die Minute um 10:45 Uhr nach mehreren hundert Kilometern Fahrstrecke in der Mozartstadt an. Als weitere Zwischenhalte auf der Strecke des Zuges, der seinen Start in Westerland auf Sylt hatte, wurden unter anderem Hannover, München-Ost und Prien am Chiemsee angefahren. Beim Halt in Göttingen wird der Zug jeweils immer getrennt: Während der eine Teil nach Salzburg fährt, fährt der andere Teil nach Konstanz am Bodensee. Da die Zugtrennung mitten in der Nacht erfolgt, bekommen wir davon gar nichts mit.
Die Route des Alpen-Sylt Nachtexpress
Freie Fahrt für den Alpen-Sylt Nachtexpress nach Salzburg.
Buchung:
Die Buchung der Reise erfolgt ganz bequem über die Webseite des Anbieters. Nach der Auswahl des Start- und Zielorts und der Reiseteilnehmer kann man im Anschluss ein Abteil suchen. Neben Sitzwagen ab 58€ stehen Liege- und Schlafwagen zur Verfügung. Eine einfache Reise im Liegewagen für zwei Personen gibt es ab 339€ und der komfortable Schlafwagen ist für zwei Personen ab 589€ buchbar. Ebenfalls verfügbar sind Schlafwagen Deluxe Tickets, bei denen im Abteil insgesamt 4 Betten sowie ein eigenes Bad mit Dusche und WC zur Verfügung stehen. Extras wie z.B. Frühstück, Fahrräder oder Haustiere können ebenfalls direkt online gebucht werden. Nach der erfolgreichen Buchung erhält man im weiteren Verlauf eine Buchungsbestätigung sowie Tickets. In separaten E-Mails erhält man außerdem Informationen zur Wagenreihung und den exakten Abfahrtszeiten der Züge.
Zugausstattung:
Wir haben für unsere Reise ein privates Liegewagenabteil gebucht. In dieser Nacht erhalten wir Abteil 9 im Wagen 44. Der Wagen verfügt insgesamt über 10 Liegeabteile für je sechs Personen sowie WC und Waschabteile. Beim Betreten des Abteils ist es als Sitzabteil ausgelegt. Ein Tisch, der unter der Sitzbank verstaut ist, kann flexibel aufgebaut werden. Unser Gepäck können wir sowohl unter den Sitzen als auch im Stauraum in der obersten Liegereihe verstauen. Der Umbau zum Liegeabteil ist mit wenigen Handgriffen erledigt und auch für Laien einfach durchzuführen. Bettlaken, -decken und Kissen liegen bereits parat. Das Abteil und die Ausstattung macht insgesamt einen sauberen Eindruck, auch wenn wir vor dem Frühstück noch einmal die Oberfläche des Tischs reinigen. Im Abteil existiert eine Lüftung, die eine Temperaturregulierung ermöglicht. Neben der Deckenbeleuchtung in der verschiedenen Stufen gibt es auch ein Schlaflicht für jeden Liegeplatz. Alle Abteile verfügen zudem über neue Steckdosen, die neben einer Standardsteckdose auch USB Lademöglichkeiten besitzen. Die WCs und Waschräume sind sauber und wurden auch in der Nacht noch einmal gereinigt. Allerdings wirken die sanitären Einrichtung ein wenig veraltet und die Waschbecken könnten ein wenig größer gestaltet sein.
Bei einem Spaziergang durch den Zug können wir uns auch die Sitz- und Schlafwagen anschauen, die ebenfalls einen ordentlichen Eindruck auf uns machen.
Dem Wagen und insbesondere Beschilderungen und zum Beispiel Polstern sieht man insgesamt deutlich die Historie als Liegewagen der Deutschen Bahn an.
Liegewagen
Schlafwagen
Sitzwagen
Schlafen an Bord:
Da wir bereits zu fortgeschrittener Zeit an diesem Abend in den Zug einsteigen und in den meisten Abteilen bereits die Lichter ausgeschaltet sind, entscheiden auch wir uns dafür die Sitze schnell nach Abfahrt in Hamburg umzuklappen. Mit wenigen Handgriffen sind die sechs Betten für alle hergerichtet. Nur noch schnell den Bezug und die Decke samt Kissen auflegen und schon ist das Abteil bereit für die Nacht. Da wir zu viert im Abteil sind, wird das obere Bett als Ablagefläche genutzt. Nach dem Bettfertig machen und dem Besuch der Waschräume heißt es dann „Ab ins Bett“. Die Beleuchtung des Abteils kann in verschiedenen Stufen abgedunkelt werden. Dank Vorhängen sowohl vor den Fenstern wie auch zum Durchgang ist das Abteil relativ dunkel. Da der Vorhang leider nicht das gesamte Licht abhält, kommt der ein oder andere Lichtstrahl gerade an Bahnhöfen dann doch durch. Hier wirken eine Schlafbrille und Ohrenstöpsel Wunder.
Selbstverständlich ist die Pritsche nicht so gemütlich, wie das heimische Bett aber der Schlaf in der Nacht war aus unserer Sicht wirklich erholsam. An die vorhandene Lautstärke gewöhnt man sich schnell und auch das gelegentliche Geschaukel ist durchaus gemütlich. Die Größe der Betten ist für uns ausreichend, auch wenn insbesondere für größere Menschen vielleicht ein paar Zentimeter mehr Platz gut wären. Die vorhandene Lüftung sorgt für ein angenehmes Klima im Zug auch in der Nacht. In anderen Abteilen kann sogar das Fenster geöffnet werden, allerdings ist dies in der Nacht relativ laut.
Das Bett im Liegewagen
Service an Bord:
Direkt beim Einsteigen in den Zug fällt die ausgesprochene Freundlichkeit des Personals auf. Alle Fahrgäste werden freundlich begrüßt und erhalten bei Fragen zur Reise oder dem Abteil direkt Hilfe beim Personal. Es fällt auf, dass die in unserem Fall ausschließlich männlichen Mitarbeiter mit Humor und Freundlichkeit für eine angenehme Atmosphäre während der Reise von der Begrüßung bis zum Frühstück sorgen.
Das Frühstück wird entsprechend vor der Ankunft ins Abteil serviert. Es besteht aus verschiedenen Brotscheiben und einem Croissant sowie unterschiedlichen Aufstrichen, einem Orangensaft und Kaffee oder Tee.
Im Zug gibt es Serviceabteile, in denen man sich Snacks und Getränke kaufen kann. Hier kann jedoch ausschließlich per Karte und nicht in Bar gezahlt werden.
Auch kostenloses W-Lan ist im Zug vorhanden. Bei unserem Test hat das Internet mit sehr wenigen Ausfällen gut und mit ausreichender Geschwindigkeit funktioniert, so dass sogar Serien gestreamt werden konnten.
Übrigens: Der Anbieter Alpen-Sylt Nachtexpress besitzt ein eigenes Bordportal in Form einer Webseite, in dem Reisende unter anderem einen kontaktlosen Self Check-In nutzen können und so auch direkt das Frühstück auswählen können. Im Portal gibt es viele weitere Informationen rund um die Reise, wie zum Beispiel zur Hygiene an Bord oder der Verriegelung der Abteile.
Das Frühstück im Alpen-Sylt Nachtexpress
Unser Fazit:
Zusammengefasst war unser erster Trip im Alpen-Sylt Nachtexpress eine wirklich erholsame Reise. Die vermeintlichen Nachteile der etwas älteren Wagen werden durch die ausgesprochene Freundlichkeit des Personals ausgeglichen. Verbesserungspotenziale gibt es bei der Abdunklung der Abteile. Hier empfehlen wir einfach eine Schlafbrille mitzunehmen. Sehr positiv fällt das kostenlose W-Lan auf, welches in unserem Test sehr gut funktionierte. Dank der guten Abfahrts- und Ankunftszeiten kann man in Salzburg ausgeschlafen in den Tag starten.
Hinweis: Für die gebuchte Reise wurden seitens Alpen-Sylt Nachtexpress rabattierte Tickets zur Verfügung gestellt.